Stadtmühle Sindringen

 

 

Stadtmühle Sindringen

Jagsthäuser Straße 5

74670 Sindringen

 


Museumsmühle und Heimatmuseum

 

Führungen auf Anfrage:

Karl von Ramin 07948 2246 oder Thomas Hartmann 07943 3782,

Eintritt 1 Euro pro Person

 

  Die historische Stadtmühle war noch bis um 1980 in Betrieb und soll nun für die Zukunft als denkmalgeschütztes Museum erhalten bleiben.

 

  Erste Hinweise auf eine Sindringer Mühle stammen aus dem Jahr 1140. In jenem Jahr schenkte Graf Adelbert von Calw-Löwenstein dem Kloster Hirsau eine Mühle in Sindringen. Die zweite wahrscheinlich im 14.Jahrhundert hinzugekommene sogenannte Äußere Mühle, die spätere Kanalmühle, erlebte im Laufe ihres langen Bestehens, neben dem “Getreidemahlen”, auch den Einsatz als Walk-,Öl-und Gipsmühle. Der Standort der Stadtmühle geht mit großer Wahrscheinlichkeit auf die schon 1140 beurkundete Mühle zurück. 1422 besaß die Herrschaft Hohenlohe in Sindringen 2 Mühlen.

 

  Was die einstige Mühleneinrichtung betrifft, befanden sich beispielsweise im Jahr 1822 hier in diesem ursprünglichen Mühlraum ein Gerbgang und drei Mahlgänge, denen jeweils ein Beutelkasten nachgeschaltet war. Der Antrieb erfolgte damals durch drei Wasserräder.

 

  Vom Keller bis zur Decke des jetzigen Walzenbodens war ein einziger großer hoher Raum, in welchem die “Gänge” – über dem Räderwerk – auf einem sogenannten “Mühl-Bieth” , einer mit Treppen begehbaren Zwischenbühne, standen. Die Ausdehnung der Mühleneinrichtung bis unters Dach, erfolgte erst 1925,durch Modernisierung und Elektrifizierung der gesamten Mühlenanlage.

 

  Im Jahr 1827 verkaufte die Sindringer Bürgerschaft die Mühle an den damaligen Pächter Simon Abel zum Preis von 3.800 Gulden. Weitere Besitzer danach waren 1835 Georg Esslinger und 1854 Wilhelm Kopp, der 1880 ein Sägewerk gegenüber der Mühle anbaute, das durch ein viertes Wasserrad angetrieben wurde.

 

  Anlässlich des Baus des Wasserkraftwerks in Ohrnberg kaufte der Gemeindeverband Überlandwerk Hohenlohe-Öhringen im Jahr 1914 das gesamte Mühlenanwesen, um dadurch an die Wasserrechte zu kommen, ohne die der Bau des Kraftwerks nicht möglich gewesen wäre.

 

  Nach dem schon erwähnten Mühlen-Umbau übernahm um 1925 Müllermeister Alfred Kuhn den damals recht zeitgemäßen Betrieb als Pächter. Ihm gelang es im fortgeschrittenen Alter, die Stadtmühle nochmals in (seinen) Privatbesitz zu überführen. Als aber wenige Jahre nach seinem Ableben 1995 auch sein Sohn Gerhard verstarb, war das Haus ausgestorben.

 

  Nach einer vielbeachteten Ausstellung historischer Fotografien war in Sindringen das Interesse an Heimatgeschichte so groß, dass der Wunsch nach einem Heimatmuseum laut wurde. Karl Fuchs, Organisator der Ausstellung, tief heimatverwurzelt und Sammler alter Gebrauchsgüter, nahm diesen Wunsch auf und richtete 1987 im Dachgeschoss des Rathauses das Heimatmuseum ein. Viele Ausstellungsstücke kamen aus der Bevölkerung, anderes hat Karl Fuchs zusammengetragen. Auf ein Stadtarchiv konnte nicht mehr zurückgegriffen werden. Es war beim Bombenangriff im April 1945 mit dem Pfarrhaus in Flammen aufgegangen. Um verlorene Quellen teilweise zu ersetzen, wurden Lokalzeitungen von 1810 bis 1934 nach Nachrichten über Sindringen durchforscht, fotokopiert und zu einer meterlangen Sindringer Wandzeitung zusammengestellt. Dazu kamen Bilder aus Alt-Sindringen, eine Auswahl aus über tausend Fotos.

 

  Der große Raum unter dem Dach des Sindringer Rathauses war ausgefüllt mit Gerätschaften von Handwerk und Landwirtschaft, mit archäologischen Funden und Versteinerungen, mit Utensilien der Feuerwehr und Vereine. Der Blick fiel in Urgroßmutters Küche mit bemaltem Herd, in Tante Emmas Laden und in die alte Apotheke. Literatur zum Kalenderstreit lag auf, den Lebenswegen der Herren von Sindringen wurde nachgegangen und im Originaltext berichtet, wie die Einsatzbefehle an die US-Piloten für ihre Angriffe am 1. und 8. April 1945 auf Sindringen lauteten.

 

  Seinen endgültigen Platz fand das Heimatmuseum dann in der Sindringer Stadtmühle, in der noch bis in die siebziger Jahre gemahlen wurde und die nach dem Tode des letzten Müllers von der Stadt Forchtenberg in der Absicht erworben wurde, ein Mühlenmuseum einzurichten. Die Stadtmühle wurde ab 1998 außen renoviert und die komplette Mühleneinrichtung für eine publikumsfreundliche Präsentation restauriert. Dabei wurde die “gute Stube” und teilweise auch die Küche der letzten Müllerfamilie Kuhn im Original belassen.